Ein Tag in Brighton 🎢 🎠 🌈

Gestern sind wir am späten Abend auf einem kleinen, einfachen Campingplatz in der Nähe von Brighton eingekehrt. Die Böen vom Tage waren noch ordentlich spürbar, aber immerhin war der Wind warm.

Steife Brise
Kuscheln vorm Schlafengehen
Sonnenuntergang in Lancing

Für den heutigen Tag haben wir nur einen Plan: ein Stadtbummel durch Brighton – denn wir lieben die britische Krimiserie um „Detective Grace“ und wollen uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen, Originalschauplätze live zu erkunden. Stellt Euch vor, ihr spaziert an einem lauen Sommertag die Promenade entlang, Möwen kreischen über Euch, der Duft von Salz und frittiertem Fisch liegt in der Luft – willkommen in Brighton, Englands quirligem Küstenjuwel!

Brighton ist mehr als nur ein Badeort. Die Stadt, die einst als kleines Fischerdorf begann, wurde im 18. Jahrhundert zum Modeziel für die feine englische Gesellschaft. Damals kam ein gewisser Prinz – der spätere König George IV. (u.a. auch König von Hannover und mit seiner Cousine Caroline von Braunschweig verheiratet) – auf die Idee, sich hier seinen ganz persönlichen Palast bauen zu lassen. Und nicht irgendeinen Palast: den Royal Pavilion. Von außen erinnert er eher an ein indisches Märchenschloss mit seinen Zwiebeltürmen, während drinnen fernöstlicher Prunk auf europäische Exzentrik trifft. Exakt das, was man vom royalen Partyprinzen erwarten würde.

Doch Brighton ist nicht in der Vergangenheit stehen geblieben. Heute ist es ein Magnet für Kreative, Freigeister und alle, die ein wenig anders ticken. Künstler, Musiker, Aktivisten – sie alle haben hier ihr Zuhause gefunden. Und das spürt man an jeder Ecke: In den bunten Gassen der „Lanes“, wo sich Vintage-Shops, Teestuben und schräge Boutiquen aneinanderreihen. In den veganen Cafés, die so aussehen, als wären sie direkt einem Instagram-Feed entsprungen.

Oder auf dem Brighton Pier, wo sich Retro-Charme und Jahrmarkt-Atmosphäre zu einem Erlebnis vermischen, das ein bisschen nach Kindheit schmeckt. Der ikonische Brighton Pier ist das Herzstück der Uferpromenade. Seit 1899 bietet er klassische britische Unterhaltung mit Fahrgeschäften, Spielhallen, Fisch & Chips und Meerblick pur. Ist aber auch irgendwie ein wenig kitschig.

Wir schlendern weiter und nehmen Platz am breiten Kieselstrand vor dem Pier mit seinen bunten Strandhütten und der kilometerlangen Promenade. Nach einer Weile werden wir von einem freundlichen Sheriff darauf aufmerksam gemacht, dass Hunde am Strand nicht erlaubt sind. Da wir offensichtlich Touristen sind, kommen wir ohne Strafe davon, verlassen aber auch umgehend den Strand.

Brighton ist außerdem Englands inoffizielle LGBTQ+-Hauptstadt. Offenheit, Toleranz und Lebensfreude sind hier keine Plakatsprüche, sondern gelebter Alltag. Die Pride-Parade im Sommer zieht hunderttausende Besucher aus aller Welt an – ein farbenfrohes Fest, das zeigt, wie bunt Zusammenleben sein kann. Das merkt man auch heute an jeder Ecke – Regenbogenfarben überall. Vor ein paar Tagen ist hier sogar Mariah Carey im Rahmen des Pride-Day aufgetreten – für schlappe 1,2 Mio. Pfund.

Insgesamt finden wir Brighton aber nicht schön, die Stadt ist doch ziemlich abgerockt und beim durchfahren der abgelegenen Viertel und Quartiere wird hier die arme Arbeitergesellschaft Wirklichkeit. Englands Zweiklassen-Gesellschaft wird in diesem Seebad mehr als sichtbar.

Wir kommen bereits am frühem Abend zurück zum selben Campingplatz und genießen die restlichen Sonnenstrahlen.