Wir wollten eigentlich zeitig aufstehen und packen, aber sowohl Eltern plus Kind als auch Dackel haben bis ca 8.00 Uhr ausgeschlafen, was sehr gut getan hat! Nach langen Abschiedsgesprächen und Umarmungen verlassen wir gegen 11.30 Uhr Blakewell und fahren in Richtung Nord-Westen – Tintagel Castle und die Legenden um König Artus sind unser Zwischenziel für heute.
An der rauen Küste Cornwalls, wo die Wellen des Atlantiks gegen die Klippen schlagen und der Wind Geschichten alter Zeiten zu erzählen scheint, thront Tintagel Castle – eine der mystischsten und geschichtsträchtigsten Ruinen Englands. Bekannt als ein Ort, der tief in Legenden verwoben ist, zieht Tintagel Besucher aus aller Welt an, die sich von seiner Atmosphäre zwischen Mythos und Mittelalter verzaubern lassen.
Tintagel Castle ist wohl am bekanntesten durch seine Verbindung zur Artussage. Seit dem 12. Jahrhundert wird das Schloss mit der Geburt von König Artus in Verbindung gebracht, vor allem durch Geoffrey of Monmouths Werk “Historia Regum Britanniae”, in dem Tintagel als der Ort genannt wird, an dem Artus gezeugt wurde. Diese literarische Verknüpfung mit dem legendären König Artus hat die Bedeutung der Stätte über Jahrhunderte hinweg geprägt und zum Mythos erhoben.










Die Legende wird heute auch touristisch inszeniert: Eine Statue auf der Klippe – bekannt als „Gallos“, was „Macht“ bedeutet – erinnert an einen mystischen König, und nahe der Burgruine befindet sich eine Höhle, die traditionell mit dem Zauberer Merlin in Verbindung gebracht wird: die „Merlin’s Cave“.










Obwohl der Artus-Mythos viel zur Bekanntheit beigetragen hat, ist die tatsächliche Geschichte von Tintagel Castle ebenso faszinierend. Archäologische Funde zeigen, dass der Ort bereits in der Spätantike eine bedeutende Siedlung war. Im 5. und 6. Jahrhundert war Tintagel möglicherweise ein elitäres Handelszentrum, das Verbindungen bis ins Mittelmeer unterhielt – Hinweise darauf liefern unter anderem römische Keramik und Glaswaren aus dieser Zeit.
Das heutige Ruinengelände stammt größtenteils aus dem 13. Jahrhundert, als Richard, Earl of Cornwall und Bruder von König Heinrich III., hier ein Schloss errichten ließ. Wahrscheinlich ließ er sich von den Artus-Legenden inspirieren, um seinem Bau einen Hauch königlicher Romantik zu verleihen. Die mittelalterlichen Überreste, darunter Mauern, Treppen und Türme, zeugen noch heute von dieser Zeit.
Eine Besonderheit von Tintagel Castle ist seine ungewöhnliche Lage: Die Burg erstreckt sich über zwei Klippen, die durch eine schmale, steile Landbrücke getrennt sind. Einst nur schwer zugänglich, verbindet heute eine moderne Hängebrücke beide Teile der Anlage – ein beeindruckendes Beispiel moderner Ingenieurskunst, das Besuchern spektakuläre Ausblicke bietet und zugleich an die einstige Isolation des Ortes erinnert.
Die geographische Lage verleiht der Burg nicht nur einen dramatischen Anblick, sondern trug auch zu ihrer natürlichen Verteidigung bei. Die raue Umgebung macht den Besuch zu einem besonderen Erlebnis, bei dem man Geschichte, Natur und Legende auf einmal erleben kann.
Heute wird Tintagel Castle von English Heritage verwaltet und ist eine der meistbesuchten historischen Stätten in Südwestengland. Die Anlage ist gut erschlossen, aber der Weg erfordert Trittsicherheit und eine gewisse Fitness – vor allem, wenn man die Aussichtspunkte erklimmen oder die berühmte Merlin’s Cave bei Ebbe erkunden möchte.
Ob man nun auf den Spuren von König Artus wandelt, sich für Archäologie interessiert oder einfach nur die wilde Schönheit Cornwalls genießen möchte – Tintagel Castle bietet ein unvergessliches Erlebnis.




Am späten Nachmittag kommen wir in Tavistock an, unserem Camping-Ort für die nächsten zwei Nächte. Auf den ersten Eindruck eine Stadt, die ihre mittelalterlichen Wurzeln gut zu konservieren weiß. Eigentlich wollen wir morgen den Dartmoor Nationalpark erwandern – aber das Wetter scheint zu kippen… mal schauen, was sich ergibt.

Gute Nacht!