Der Morgen nach unserem üppigen 6-Gänge-Menu beginnt heiß. Sehr heiße… Als wir aufwachen, sind es bereits fast 30 Grad. Wir hüpfen also schnell unter die Duschen (das erste Mal seit Beginn der Reise gibt es auf einem Campingplatz wieder nach Geschlechtern getrennte sanitäre Anlagen). Der Abbau dauert nicht lange, da wir eh nur das Dachzelt aufgeklappt hatten.

Eigentlich wollten wir eine Wanderung durch den Parc National des Calanque unternehmen – den jüngsten der zehn Nationalparks in Frankreich. Er erstreckt sich rund 20km von Marseille nach Cassis durch das Massif des Calanques und ist besonders attraktiv aufgrund vieler kleiner versteckter Badebuchten, die man sonst nur mit dem Boot erreichen kann. Aber die starke Hitze und somit die Waldbrandgefahr haben dafür gesorgt, dass die Parkverwaltung alle Wanderwege gesperrt hat. Also führt uns unser Weg heute direkt nach Aix-en-Provence – die historische Hauptstadt der Provence.

Wir steuern den städtischen Campingplatz an, da er am dichtesten am Zentrum gelegen ist und wir bei dieser Hitze nicht mehr all zu weit Laufen wollen. An einem kleinen Flüsschen gelegen, schlagen wir unter Schatten spendenden Platanen unser Lager auf. Danach geht es direkt auf in die Altstadt!

Aix-en-Provence verkörpert das südfranzösische Lebensgefühl, wie kaum eine andere Stadt dieser Größe. Die Stadt ist cool ohne überheblich zu sein, bezaubernd schön, so lebendig und doch ganz enorm entspannt. Mit großartigen Bars und Cafés, mehr hippen Läden, als man in wenigen Tagen aufsuchen kann. So viel spannenden Gassen, dass man sehr lange braucht, bis man Wege zweimal geht, viel Kultur, Musik und Kunst. Ganz wunderbar!

Die Prachtmeile – der Cours Mirabeau – ist nach dem französischen Schriftsteller und Philosophen Graf Gabriel-Honoré de Mirabeau benannt. Die Platanenallee war 1649 anstelle der alten Stadtmauer als Flanierboulevard angelegt worden und stellt die Verbindung zwischen dem Mazarin-Viertel im Süden und der Altstadt im Norden dar. Entlang des Cours Mirabeau finden sich zahlreiche Restaurants und Luxusgeschäfte. Am Vormittag herrscht hier fröhliche Marktstimmung.

Im Westen des Cours Mirabeau findet man den Brunnen Fontaine de la Rotonde. Er wurde 1860 errichtet und wird von drei Statuen gekrönt, die die Justiz (entlang des Cours Mirabreau blickend), die Landwirtschaft (nach Marseille schauend) und die Schönen Künste (nach Avignon gerichtet) darstellen. Das Marazin-Viertel ist ein im 17. Jahrhundert angelegtes schachbrettartiges Wohnviertel für den Adel. Auch sehr interessant! Wir haben bereits jetzt unser Herz an Aix-en-Provence verloren und kommen wieder.

Die Kathedrale Saint-Saveur steht zentral am Place de l’Université und wurde der Legende nach auf den Grundresten eines antiken Appollon-Tempels errichtet. Das Rathaus – Hotel de Ville – wurde 1670 vollendet, schöne Fassade nach italienischer Art mit geschnitzten Holztüren und alter Belfried der Stadt mit einer astronomischen Uhr.

Unser Stadtbummel führt uns durch die verwinkelten Gassen, vorbei an Studenten-Kneipen, die uns an Heidelberg erinnern, direkt in einen Pub, wo wir uns zur Erfrischung erst mal ein Indian Pale Ale genehmigen. Oder zwei. Und zum Anschluss einen Pernod auf Eis. Was anderes kann man bei der Hitze auch nicht tun und Sport wird auch überbewertet. Leicht angeschickert schlendern wir entlang des Cours Mirabeau in aller Seelenruhe zurück in Richting Campingplatz. Heute Abend bleibt der Petromax wieder kalt, da es auch hier aufgrund der Trockenheit strengstens verboten ist, Feuer zu machen. Also bestellen wir Pizza.

Am späten Abend dann die Hiobsbotschaft über den News-Ticker: das Robert-Koch-Institut und in folge das Auswärtige Amt erklären neben Paris auch die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur zum Corona-Hochrisiko-Gebiet. Mon dieu! 😱