Eine kleine Geschichte zur Namensgebung der Stadt Carcassonne vorweg, denn der Name Carcassonne kommt nicht von ungefähr. Laut einer Legende belagerte ein großer Fürst die Stadt Carcassonne. Die Belagerung hielt so lange, bis die Bewohner fast verhungerten. Allerdings hatte der Fürst nicht mit der pfiffigen Burgherrin Madame Carcas gerechnet: diese beschloss ein Schwein zu mästen und es, nachdem es fett geworden war, über die Burgmauer zu werfen. Die Belagerer, selbst erschöpft und hungrig, dachten beim Anblick des fetten Schweins, dass es wohl eine ganze Menge Nahrung in der Burg geben musste, wenn man es schon über die Mauer warf und kehrten nach Hause zurück. Ein Vertrauter Karls sagte daraufhin „Madame Carcas sonne“, was soviel bedeutet wie „ Madame Carcas hat geläutet“. So entstand der Name Carcassonne.
Am Dienstag sind wir früh aufgestanden, nachdem wir bereits am Vorabend unser Camp reisefertig abgebaut hatten. So rollten wir bereits gegen 8.30 Uhr in Richtung Mittelmeer. Vorbei an Pinien-Plantagen und niedlichen Dörfern mit teils hübschen südfranzösischen Häuschen. Die Fahrt ging trotz der fast 400km zügig vorbei und so konnten wir bereits gegen 15.00 Uhr unseren Stellplatz auf dem Camping de la Cité beziehen, welcher direkt am Fuße der Festung Carcassonne an dem Fluss Aude liegt. Carcassonne liegt an einer alten Handelsstraße zwischen Atlantik und Mittelmeer und zählt heute zu den am besten erhaltenen Festungsstädten Europas. Wir bauen schnell auf und machen und dann flux auf den Weg gen Altstadt: wollen wir doch heute noch die mittelalterlichen Burganlagen, die seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe gehören, besichtigen.
Schon im ersten Jahrhundert vor Christus besiedelt, kam Carcassonne seit jeher eine bedeutende strategische Rolle zu. Auf einem Hügel über dem Aude-Tal gelegen, ist es der ideale Platz, um die Handelswege zwischen Mittelmeer und Atlantik zu kontrollieren. Kein Wunder, dass man die Festung im Mittelalter so überaus wehrhaft ausbaute. Carcassonne war heiß umkämpft, musste vielen Belagerungen trotzen und spielte in der Geschichte Frankreichs immer wieder eine bedeutende Rolle. Die Stadt galt als Zentrum der ketzerischen Katharerbewegung, unterlag dann in den Albigenser-Kreuzzügen und beheimatete im 13. Jahrhundert die zentrale Verwaltung der südfranzösischen Inquisition. In diese Zeit fällt auch die Errichtung der äußeren Ringmauer, die Carcassonne uneinnehmbar machen sollte. Der Zwingerbereich zwischen den beiden Mauern ist noch heute frei zugänglich und erlaubt interessante Einblicke in die Geschichte der Militärarchitektur.
Die Stadt innerhalb der Mauern ist ein einziges Touristenzentrum. Auf den knapp 14 Hektar, auf denen im Mittelalter bis zu 4.000 Menschen wohnten, leben heute nur noch 230 Einwohner. Sehr angenehm: die Innenstadt von Carcasonne ist Autofreie Zone! So kann man ungestört dieses Freilichtmuseum erkunden, denn soviel Geschichte gebündelt an einem Ort, findet man nicht allzu oft. Ein Ausflug nach Carcassonne gleicht einer Zeitreise. Innerhalb des doppelten Mauerrings laden enge Gässchen, Kunsthandwerker, Restaurants und Cafés zu ausgedehnten Entdeckungstouren an. Allerdings platzt unser Vorhaben, die das innere der Burg sowie die Panorama-Rundgänge entlang der alten Wehrtürme noch heute zu erkunden, denn die Schlange vor der Tageskasse ist lang und E-Tickets nicht mehr verfügbar. Also buchen wir noch vor den Toren die Tickets für morgen online und beschließen stattdessen noch eine Runde laufen zu gehen.
Nach einem schweißtreibenden, aber herrlichen Lauf bei 30 Grad entlang der Aude, springen wir noch in den Pool, der zum städtischen Campingplatz gehört. Am Abend ist dann wieder einmal französische Brotzeit mit Baguette, Käse und sonstigen kleinen kulinarischen Schweinereien angesagt (Crémant und Rosé inklusive). Morgen geht es dann weiter ans Mittelmeer. Ziel: Perpignan in der Region Okzitanien.