Nach unserem gestrigen Festmahl sind wir todmüde ins Bett gefallen. Morgens sind wir bei bestem Wetter aufgestanden und haben nach einer heißen Dusche alles zusammengeräumt. Der Campingplatz war wirklich super und die Porzellanabteilung sauber und überall mit heißem Wasser. Das ist auf unserer Reise bislang tatsächlich gar nicht so selbstverständlich gewesen und wird bei fettigem Plastikgeschirr nervig.
Bei bestem Sonnenschein haben wir die Reise in die Region nordöstlich von Madrid angetreten. Dort wollen wir in die Arena von Brihuega. Die Stierkampfsaison hat begonnen und wir wollen uns dieses Stück spanischer Tradition nicht entgehen lassen.
Etwa 60km vor dem geplanten Camping, welches inmitten alter römischer Ruinen liegt, verfransen wir uns mit dem Abbieger und müssen an einer Tanke drehen. Unser Auto hat Durst gemeldet und so entscheiden wir uns zu Tanken. Aus der Säule kam aber nix raus und der Tankwart pöbelte zweimal etwas auf Spanisch über den Lautsprecher. Die dritte Ansage kam prompt und war dann auf Englisch: „You have to pay first!“ Geht aber allen so. Als er dann ein viertes Mal die Durchsage beim Rauskramen unserer Kreditkarte brachte, haben wir ihm sehr laut und mit freundlich stimme über die gesamte Tanke hinweg ins Tankwarthäuschen geantwortet, dass wir es kapiert haben. Das wurde von einigen umherstehenden mit Daumen hoch und einem herzlichen Lächeln kommentiert. Die fanden es wohl auch albern, dass er so oft durch den Lautsprecher quaken musste. Aber bei 1,18€/L Diesel war das auch egal.
Da die Zeit nun langsam voranschritt, haben wir beschlossen, direkt zur Arena in Brihuega zu fahren. Dabei durchqueren wir eine traumhafte Landschaft mit alten Burgen, römischen Ruinen und einem großen Stausee. Zentrum dieser Landschaft ist der Ort Sacedón. Im Ort des Stierkampfes parken wir 30 Minuten vor Ortsrand. Der Onlineticketverkauf war schon zu, als wir die Entscheidung dazu trafen, und so müssen wir uns zur Abendkasse beeilen. Doch vorher springen wir noch in ein paar saubere Klamotten. Alle sind ordentlich bis schick angezogen und Männer wie Frauen tragen vielfach einen Hut. Es sind tatsächlich noch Tickets zu haben, doch erst brauchen wir Bargeld und flitzen zum nächsten Automaten. Der war in dem klitzekleinen mittelalterlichen Ort nur schwer zu finden, insbesondere, da die Spanier kaum Englisch sprechen. Hat trotzdem in Affensprache geklappt.
An der Arena ist viel los und die Menschen sind in Feststimmung. Wir haben Tickets im Schatten, was bei 25 Grad Sonne auch gut war. Die Corrida selbst war spannend und abwechslungsreich. Als „Mixed“ war einer der Torreros auf dem Pferd, die anderen beiden zu Fuß. Wir haben einen nach spanischen Verhältnissen einen sehr guten Kampf gesehen. Zudem war die höchste Belohnung zwei Ohren (das ist quasi Silber). Und als Spektakel wurde ein Pferd der Picadores auf die Seite geschmissen und fast aufgespießt. Wir hatten einen aufregenden Abend, den. Für Julie war es das erste Mal, und ich habe sowas zuletzt vor fast 30 Jahren gesehen.
Als nach etwas über zwei Stunden Schluss ist, fahren wir kurzentschlossen 60km in einen sehr schönen Sonnenuntergang nach Madrid. Morgen ist Ruhetag mit Sightseeing angesagt.