Freitag, d. 26. April 2019: Wir hatten gestern einen herrlichen letzten Abend in der ehemaligen Schmugglerstadt Tanger – ein kleines Feeling von James Bond überkommt uns beim Bummel durch die Medina und Blick in den Hafen. Nach einem letzten traditionellen marokkanischen (aber grätenreiches) Abendessen sind wir einhellig der Meinung, dass wir unbedingt in dieser geheimnisvollen Stadt noch eine Bar aufsuchen müssen. Gar nicht so einfach. Wir landen schließlich in der Neustadt im „The London’s Pub“: einer von Spaniern betriebenen Bar, mit viel zu lauter Traumschiffmusik, leichtem Gay-Bar-Feeling (was hier nicht negativ klingen soll) und lautlos laufendem spanischem Liga-Fußball. Bei jedem neuen Songtitel, der angespielt wird, treibt es und vor Situationskomik die Tränen in die Augen, da hier nichts so richtig zu einander passte. Wir probieren uns durch die Biersorten und genehmigen uns zum Abschluss einen Long-Island-Icetea mit dem Fazit, dass die Alkoholmischung darin auch keine Fliege umhauen könnte. Zu späterer Stunde kommen wir noch mit einem unglaublich netten Ehepaar aus Südrussland (Anna und Kirillin, etwa unser Alter) ins Gespräch. Die beiden sind seit 10 Tagen in der Stadt aus beruflichen Gründen (Gambling-Business, also Casino-Metier) und bleiben wohl ein paar Jahre. Wir unterhalten uns wahnsinnig nett über Reisen, Politik, Gott und die Welt. Wir waren kurz davor unvernünftig zu sein und mit den beiden die Nacht zum Tage zu machen, aber für morgen Vormittag steht die Ausreise auf dem Plan und dafür benötigen wir einen klaren Kopf.
Wir wachen nach einer kurzen Nacht in unserem kleinen Zimmer in einem niedlichen Riad mitten in der Medina um 7.00 Uhr mit Wecker auf. Pünktlich um 8.30 Uhr holen wir unseren Murphy aus einer bewachten Garage ab: am Abend zuvor hatte uns unser Riad-Gastgeber dorthin geführt. Wir sind begeistert, dass unser Auto für umgerechnet 5€ dort die Nacht stehen kann. Etwas befremdlich ist uns dennoch zumute, als wir den Autoschlüssel abgeben müssen (wohl völlig normal dort, da teilweise die Autos umrangiert werden müssen). Als wir den Landy abholen, ärgern wir uns dann doch ein wenig, da der nachtdiensthabende Wächter auch noch mal 5€ verlangt. Wir sind genervt und wollen nur noch zum Hafen. In Tager Med angekommen, setzen zwei marokkanische Angestellte der Fährreederei unserer Laune noch die Krone auf: dafür, dass sie uns die Tickets für unsere Überfahrt ausgedruckt haben, fragen sie uns – wie so oft in den vergangenen Wochen diverse Zeitgenossen auch – nach „etwas Trinkgeld für ihren Service“. Auf erneute Nachfrage von Friedrich, sie seien doch Angestellte der Company und würden dafür bezahlt werden, bejahen sie dies und wollen trotzdem Trinkgeld. Friedrich gibt freundlich zu verstehen, dass er schließlich auch kein Trinkgeld für seinen Service verlange, wenn die beiden zu ihm ins Krankenhaus kämen. Der eine kleinlaut, der andere angepisst, verlassen uns endlich und wir setzen unsere Fahrt durch den Hafen, Passkontrolle und Zollabfertigung fort. Wir müssen mit dem Fahrzeug erneut durch den 7 Mio US-Dollar teuren Scanner. Alles läuft reibungslos. Um 12.20 Uhr legen wir mit der Fähre von Balearia ab, überqueren die Straße von Gibraltar und sind um 15.00 Uhr mit Murphy wieder auf europäischen Festland.
Wir sind abenteuerlustig und kulturhungrig gestartet, aber nun sind wir erstmal gesättigt. Es waren aufregende, spannende und abenteuerreiche Wochen mit vielen neuen Eindrücken in Marokko, aber dennoch ist es auch schön, wieder in „good old Europe“ zu sein. Wir treten unsere gemütliche Rückreise gen Hannover an und machen einen ersten Zwischenstopp in der Nähe von Granada. Hier haben wir einen traumhaften Camping-Platz unterhalb der schneebedeckten Gipfelspitzen der Sierra Nevada ausgemacht. Angenehme 24 Grad begleiten unseren Reisenachmittag. Schön, dass man die Mautgebühren endlich wieder mit Kreditkarte und mit einem einfachen „Beep“ bezahlen kann und kein Kleingeld mehr parat haben muss.
Kurz bevor wir den Campingplatz ansteuern, machen wir in Granada noch Halt in einem Supermercado und verfallen dem Shopping-Wahn: schönste Meeresfrüchte, herrlicher fangfrischer Fisch, eine spanische Schinkentheke mit zig Sorten, eine Fleischabteilung in der es auch Kaninchenfleisch gibt. Wir schlagen bei den Riesen-Gambas und beim Iberico-Schweinefleisch zu und freuen uns auf ein ehrliches europäisches Barbeque! Wir genießen einen herrlichen Abend mit den letzten Dosen Casablanca-Bier und – endlich – wieder Gin! Außer in dem Hotel in M’hamid haben wir den gesamten Urlaub gin-frei (aber nicht sinnfrei 😉 gelebt. Umso besser schmeckt der erste Gin Tonic seit geraumer Zeit am Lagerfeuer. Morgen setzen wir unsere gemütliche Heimfahrt weiter fort.