Der ursprüngliche Plan lautete: früh aufstehen und früh am Jardin Majorelle sein. Dann ist das Licht am besten, um zu fotografieren. Das hat aber nicht geklappt, denn wir haben lange geschlafen. Also sind wir erst nach spätem Frühstück zu dem Garten, den 2008 Yves Saint Laurent und sein Partner gekauft haben, gefahren. Es sind schließlich Ferien. Was wir dann sahen, war fast unglaublich: Menschenmassen vor den Kassen. Davon geschätzt 50% Blogger. Die anderen 50% bestanden aus deren Partnern oder einfachen Touris. Stundenlanges Anstehen hatten wir nicht im Sinn und stattdessen haben wir einen langen Spaziergang in die Medina gemacht. Wir haben die für morgen geplante Museumstour einfach vorgezogen. Als erstes stand das Maison de la Photographie auf der Liste. Dort sind die fotografischen Zeugnisse Marokkos seit 1870 ausgestellt. Teilweise einzigartige Aufnahmen von Karawanen, Marrakech, Berbern und anderem Volk, dass das einstige Marokko beherbergte. Das ganze ist in einer alten Karavanserei untergebracht, von denen es alleine in Marrakesh über 100 gab.
Anschließend wollten wir die wohl schönste Koranschule des Landes, die Madrasa Ben Youssef, besichtigen. Sie wurde im 14. Jhd gegründet und überlebte die teilweise unruhigen Zeiten des Landes bis heute. Leider war sie geschlossen: Renovierungsarbeiten im großen Stil. Also ab ins nächste Café und wieder Stadtbummel.
Südlich des Jeema El Fna ist eine Nekropole, die über Jahrhunderte vergessen war, bis sie mittels Luftaufnahmen erst 1917 wiederentdeckt wurde. Der Nachfolger der Herrscherfamilie Saadia hatte das Mausoleum vor 400 Jahren einfach zumauern lassen. Zu groß war die Angst, dass der Nachklang der Familie seiner neuen Herrschaft schaden könne. Das Ding liegt ziemlich versteckt und der Zugang ist in einer kleinen kaum ausgeschilderten Mauernische. Wären daher auch nur wenige Touris zugegen, dafür haben die sich ewig Zeit gelassen, bis wir auch einmal die große Totenhalle des damaligen Fürsten durch die kleine Tür hindurch sehen konnten. Ist man einmal dort, erblickt man feinstes Steinhandwerk mit den unglaublichsten Mosaiken und Fresken. Nach etwa 90 Sekunden haben wir uns auch stattgegeben. Wir wollen gute Touris sein.
Das daran gegliederte Stadtviertel entspricht unserer Vorstellung vom echten Marrakech: viel Leben in den Straßen, man wird nicht dauernd angesprochen, ob man nicht hier das beste Produkt kaufen wolle, die Preise stimmen, die Garküchen dampfen, man grüßt sich höflich und lächelt. So fühlt es sich gut an.
Abends machen wir uns wieder auf in die Medina. Wir haben einen Tisch im „Le Jardin“ reserviert, einem sehr angesagten und guten Restaurant am Nordrand der Medina. Auch dieses liegt in einer alten Karavanserei und ist toll restauriert. Das Essen war super, die Atmosphäre noch besser. Wie so oft verbirgt sich hinter einer alten und schäbigen, viel zu kleinen Holztür ein großer Innenhof mit mehreren Etagen, die zuletzt auf einer großzügigen Dachterrasse münden. Hier bekommt man von dem Lärm auf den Straßen sowie den Abgasen der vielen Mopeds nichts mit und man sitzt in einer kleinen Oase.
Als wir ein Taxi finden, fragen wir wie so oft nach, ob der Fahrer den Weg kennt. Tut er nicht. Sofort eilen seine Kollegen herbei und reden zu sechst auf ihn ein. Er versteht die Welt nicht mehr und muss lachen, als Julie nur sagt: „C’est à la stadion de football.“ Gemeinsam mit Navi finden wir schliesslich den Weg zu unserem Campingplatz im Norden der Stadt. Lachen und Fußball verbinden immer wieder die Kulturen.
Morgen versuchen wir erneut einen Besuch in den Gärten. Der Rest des Tages ist noch offen.