Ostersonntag, den 21. April 2019. Marrakech.
Ein ganz besonderer Ostersonntag: geweckt werden von einem Pfau und vom Muezzin. Das hatten wir so auch noch nicht.
Ganz entspannt starten wir in den Tag, wobei wir immer noch vor den meisten anderen Campern auf sind. Nach Tee und Müsli nehmen wir ein Taxi in die Medina. Wir wollen uns einfach treiben lassen. Vorbei an Pferdekutschen zieht es uns direkt zum Jeema El Fna – dem Gauklerplatz oder auch „Platz der Toten“ (denn früher wurden hier wohl die aufgespießten Köpfe Exekutierter aufgestellt). Wir beobachten das schleppende Treiben aus sicherer Entfernung von der Dachterrasse eines kleine Cafés bei Pfefferminztee und Espresso. Die Menschen scheinen alle noch nicht wirklich auf den Beinen, aber eine Gruppe Fußballfans zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich: heute steigt das Derby der beiden Clubs aus Casablanca – aus Sicherheitsgründen in Marrakech. Fußball ist doch überall gleich verbindend, die Parolen melodisch familiär.
Nach den besagten Getränken zieht es uns in die Tiefen der Souks innerhalb der Medina. Lampen, Schals, Tücher, Gewürze, Kräuter, Wundermittelchen, Schuhe, Süßigkeiten, Taschen, Lederwaren aller Art: es gibt alles, was das Herz begehrt. Wir schlendern völlig ungesteuert aber reizüberflutet durch die Gassen. Hier und da lassen wir uns gerne von den Laberkünsten der Verkaufsprofis aufhalten, indem wir unsererseits Interesse vorgaukeln. Höflich aber bestimmt, lehnen wir die meisten Verkaufsversuche ab. An der ein oder anderen Stelle werden wir dann doch schwach. Völlig erschöpft lassen wir uns nach vier Stunden „Souk-Bummelei“ in einem Café nieder und genehmigen uns um 15.00 Uhr ein leichtes Mittagessen. Nach so viel Trubel brauchen wir erstmal ein bisschen Ruhe und suchen eine der sehr schön angelegten Parks auf, um dort etwas Stille zu genießen. Wir sind aufgrund unserer Müdigkeit hin und hergerissen, ob wir bis in den Abend hinein ausharren sollen, oder lieber zurück zum Campingplatz und morgen in alte Frische wieder rein in den Trubel. Wir entscheiden uns für einen Kompromiss: Erst beschauen wir das Treiben vom Balkon eines anderen Cafés und staunen, als Menschenmassen in die Medina strömen. Und nach einem starken Pfefferminztee begeben wir uns zum nächsten Supermarkt, um Zutaten für das Osterfest-Cili-con-carne zu besorgen. Dabei durchqueren wie die Freßgassen des Jeema El Fna und werden dabei etwas auf jedem Meter durch einen neuen Schleuser bequatscht, doch an deren Stand zu kommen. Mit letzter Kraft entrinnen wir den wortgewandten Restaurantschleusern und kaufen ein. Das erste Taxi, was uns dann zu unserem Campingplatz bringen soll, verfährt sich gnadenlos und wir wechseln die Karre. Der neue Fahrer ist zum Glück kompetent und kennt den Weg. Doch leider sind die meisten Hauptstraßen in unsere Richtung gesperrt, denn das besagte Fußballspiel versetzt die Polizei in erhöhte Bereitschaft. Das Stadion liegt auf der anderen Seite der Hauptstraße zwischen uns. Dennoch erreichen wir unser mobiles Heim in angemessener Zeit zu dem vorher vereinbarten Schnäppchenpreis und kochen herzhaft zu Bier und Oliven. Nach einem herrlichen Mahl fallen wir todmüde ins Bett.
Morgen wollen wir einige bekannte Gärten und vielleicht auch ein Museum aufsuchen. Außerdem gehen wir abends in ein Restaurant. Wir haben reserviert.