Dienstag, 16. April 2019: Heute sind wir wieder sehr früh aufgestanden, um erneut den wunderbaren Sonnenaufgang in den Dünen der Erg Chebbi zu bewundern. So waren wir bereits um 9.00 Uhr startklar in Richting Sahara-Durchquerung von Merzouga bis M’hamid am Erg Chegaga. Gut 250km liegen vor uns. Uns ist bewusst, dass diese Tour 2-3 Tage dauern kann, also decken wir uns vor Ort noch mit ausreichend Wasser, Diesel und etwas Gemüse ein, denn es hat bereits jetzt 28 Grad….
Wir starten unsere Tagestour an einer Übungsdüne (vergleichbar mit dem „Idiotenhügel“ beim Skifahren) kurz vor Einstieg in die Sahara. Es kommt wie es kommen muss: wir fahren uns mit dem schweren Landy komplett fest. Alles rangieren und traktieren nützt nichts und so kommen zum ersten Mal die Sandbleche zum Einsatz: läuft wie geschnitten Brot! Die Downside: innerhalb von 15 Minuten waren wir umringt von fünf Einheimischen, die uns ungefragt ihre Hilfe aufgezwungen haben und – natürlich – im Anschluss daran wieder einige Dirham für „ihre Dienste“ verlangten. Wir haben jedem umgerechnet 2€ in die Hand gedrückt, weil wir keinen Bock mehr auf Diskussionen hatten. War natürlich nicht genug: 15€ wurden verlangt. Das führte automatisch dazu, dass doch wieder diskutiert wurde, wir aber unmissverständlich klar gemacht haben, dass wir nicht dazu beitragen werden, die Preise zu verderben. Außerdem haben wir nicht nach Hilfe gefragt.
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Nachdem der erste Ärger verflogen ist, brechen wir nun endlich auf gen Wüste. Auf dem Weg dorthin staunen wir nicht schlecht, als uns Kinder am Straßenrand einen Wüstenfuchs-Welpen (fachlich korrekt: Fennek) zum Verkauf entgegenhalten. Wir sind kurz leicht entsetzt, aber das ist hier wohl total normal.
Wir setzen unseren Weg fort und kommen endlich offroad auf die so genannte „Piste“ gen M’hamid. Wir müssen uns erst einmal orientieren, denn trotz Navigationsgerät und Route ist es zunächst gar nicht so einfach den richtigen Einstieg entlang von Baustellen zu finden. Dann sind wir endlich drin! Wir sind fasziniert: haben wir uns doch ganz naiv sandige Dünen und hauptsächlich Wüstenpiste im Sinne von „Sand“ vorgestellt, müssen wir relativ schnell feststellen, dass wir hauptsächlich steinige Tracks und Steppe vor uns haben werden. Dennoch ändert sich mal wieder gefühlt fast viertelstündlich die Landschaft. Ein Umstand, der am Anfang noch witzig erscheint, beginnt im Laufe des Tages maßgeblich zu nerven: wir haben uns offensichtlich einen Tag ausgesucht, an dem eine riesige spanische Ralley-Tour genau unserer Route folgt: allerdings entgegengesetzt. Das führte dazu, dass wir – fairerweise – ständig an die Seite gefahren sind und angehalten haben, denn bei einer Ralley geht es für die Teilnehmer schließlich um Zeit. Zeit, die wir haben, die aber nicht. Wir machen viele Abstecher rechts und links der Piste und können „ein bisschen Spielen“. Dabei sind tolle Bilder entstanden! Inzwischen ist das Thermometer auf 36 Grad angestiegen. Wir sind froh, dass wir eine Klimaanlage haben, denn so gerne wir mit dem Landy lässig mit offenem Fenster bevorzugt das natürliche“ Air-Conditioning nutzen, wollen wir doch den Wüstenstaub nicht gänzlich im Auto haben.
So folgen wir weiterhin der Route nach M’hamid. Nach gut 120km Tagestour beschließen wir irgendwo wild zu campen, denn nach zig Ralley-Fahrern und hier und da dem ein oder anderen Berber am Pistenrand (ja, die Bettler gibt es auch in der Sahara!), haben wir null Bock mehr auf Menschen und wollen nur noch die Natur genießen. Also schlagen wir gegen 18.30 Uhr (ca. 75 Min. vor Sonnenuntergang) unser Nachtlager in einer tristen Gegend auf. Wir bauen unsere Feuerstelle aufgrund des starken Windes in einer kleinen Sandgrube auf und beginnen parallel weiteres Feuerholz zu sammeln und für unser Abendessen zu schnibbeln. Heute wagen wir ein Experiment: Pizza im Dutch Oven. Obwohl nur vegetarisch (hier gibt es keinen Schinken und nur komisch aussehende Wurst), sind wir begeistert und uns schnell einig: nie haben wir eine bessere Pizza gegessen! Wir genießen einen herrlichen Abend am Lagerfeuer mit marokkanischem Rotwein und guter Musik. Alt werden wir nicht, denn sowohl Hitze als auch das Offroad-Fahren sowie das Konzentrieren beim Navigieren haben viel Energie gekostet. Gegen 22.30 Uhr schlummern wir seelig mitten im Nirgendwo ein und haben eine himmlisch ruhige Nacht (bis auf einen leichtes Sahara-Stürmchen)… 🙂
Am nächsten Morgen werden wir gegen 8.30 Uhr wach, da die Hitze im Dachzelt nicht mehr auszuhalten ist. Nach einer Offroad-Dusche und einem herrlichen Earl-Grey starten wir den zweiten Teil der Strecke. Wir passieren aufgrund der Nähe zur algerischen Grenze (dichteste Entfernung 8km) zwei Militärposten, die sich freundlich nach unserm Befinden und unserer Route erkundigen, sowie unsere Pässe kontrollieren. Alles reine Routine, aber man ist natürlich trotzdem immer leicht angespannt.
Wir fahren vorbei an kleinen Oasen, kilometerlanger Steppen-Landschaft und kargen Felspisten. Bei 39 Grad kommen wir gegen 14.30 Uhr in M’habid an. Hier beschließen wir kurzerhand uns wir eine Nacht ein Hotel zu gönnen und am Pool abzuhängen. Morgen geht es weiter ins Erg Chegaga: endlich Sandwüste soweit das Auge reicht. Hierfür benötigen wir wahrscheinlich auch wieder zwei Tage, so dass wir vermutlich erst wieder am Karfreitag wieder schreiben können.