1001 Gasse: die Medina von Fès

Mist, wieder früh wach geworden. Aber nicht durch einen Muezzin, nicht durch kläffende Köter, nicht durch laute Camping-Nachbarn, sondern durch die innere Uhr. So haben wir aber gut Zeit gewinnen können, um ein paar Kleinigkeiten vor Ort zu erledigen. Dann haben wir uns gemeinsam mit Rosel und Gerhard sowie unserem Stadtführer Amit auf den Weg in die Medina von Fès gemacht. Dabei sind wir der Empfehlung vieler Reiseführer gefolgt: nicht ohne einen Ortskundigen in die Medina, die aus knapp 3000 Gassen auf 20ha besteht. Es passt kein Auto hinein, Transportmittel ist zumeist der Esel oder eine Schubkarre, es ist die älteste und größte Medina der Welt, der schmalste Gang kann nur seitlich begangen werden, die Anzahl der Bewohner ist unklar und Verlaufen ist vorprogrammiert.

Der etwa 60jährige warmherzige Amit, dort geboren und aufgewachsen, hat uns etwa 2,5h durch die Medina geführt und uns die Highlights im Schnelldurchlauf gezeigt. Das musste so sein, denn der Freitag im Islam entsprich unserem Sonntag im Christentum. Allerdings ruht die Arbeit nur zum Gebet um 13:30 Uhr und das für zwei Stunden. Zudem war der marokkanische König in der Stadt, um hier an der ältesten Koranschule zu beten. Nicht-Muslime durften daher nicht hinein, dafür haben wir eine in ein Museum umgewandelte Koranschule angesehen und waren begeistert von der Architektur und dem verarbeiteten filigranen Handwerk.

 

Eine weitere Station auf der Tour sind die Gerbereien. Die Gerber verarbeiten die Felle seit Jahrhunderten auf die gleiche Weise zu feinstem Leder und das unter freiem Himmel und ohne Schutzausrüstung. Eine stinkende und dreckige Arbeit, auf die die Einheimischen jedoch sehr stolz sind. Die Zunft der Gerberei ist das Wahrzeichen der Stadt und gilt weltweit als einzigartig.

Als nächstes stand eine Weberei auf der Liste, die kurz demonstrierte, wie man auch heute noch feine einzigartige Stoffe mit pflanzlichen Fasern als Garn (Agaven und Kakteen) herstellt. Danach ging es in eine traditionelle Apotheke, in der uns die Produktion von Argan-Öl gezeigt wurde. Der Arganbaum wächst nur hier und das Öl ist bei internationalen Köchen sehr beliebt. Da die Gewinnung sehr mühsam ist, wird das Öls auch zu horrenden Preisen verkauft.

Zum Abschluss der Tour sind wir in ein lokales kleines Restaurant gegangen. Wie kleine Paschas saßen wir auf prunkvollen Kissen und haben ein marokkanisches Vier-Gänge-Menu für umgerechnet 12 Euro genossen.

Besonders traditionell sind jedoch Schlepperfahrten, bei denen Touristen auf dem Weg nach Hause in Manufakturen gefahren werden, um dort nach einer Führung noch schnell Shopping zu machen. Das ist auch uns mit unserm Taxifahrer passiert und so landeten wir in einer Töpferei. Wir lernten, wie aus Lehm Ton hergestellt wird und dieser bis hin zu feinsten Mosaiken verarbeitet wird. Die Manufaktur, die wir besuchten war staatlich gefördert und bildet mit einer dreijährigen Ausbildung junge Leute im Keramikhandwerk aus. Und ja, auch wir haben geschoppt. „Specialprice brother, 20% off“

Den Abend lassen wir nun bei Grill und Bier im Camp ausklingen. Morgen geht es ein deutliches Stück Richtung Süden.