Marokkanische Gastfreundschaft ist etwas ganz besonderes, so haben wir es schon mehrfach im Vorfeld gehört und gelesen. Wir haben es heute gleich zwei Mal erlebt. Aber nun erstmal von vorne.
So ist nun unerwartet Stress ausgebrochen, da wir, wie schon berichtet, kurzfristig einen Slot zur Überfahrt bekommen haben. Schnell noch einen Kaffee, Taschentücher, Speck (in Marokko gibts das nicht) und Wasser bei Lidl besorgt, sind wir schon „am Gate“. Das Boarding verläuft schnell und unkompliziert. Die Zollabfertigung für Personen erfolgt noch auf dem Schiff, welches ca. 90min zur Überfahrt benötigt.
Die ersten 45min verbringen wir auf dem Aussichtsdeck und passieren Gibraltar und die zugehörige Meerenge. Das Wetter ist klar genug, so dass der afrikanische Kontinent auch in Sicht ist. Danach erleben wir die marokkanische Gastfreundschaft zum ersten Mal: ein Ehepaar bietet uns ein sehr leckeres Gebäck zu unserem Kaffee an. Ablehnung findet nicht statt. Wir genießen es, da wir vor lauter Aufregung noch nix Gescheites gegessen haben und bedanken uns herzlich.
Als wir endlich anlegen, besteigen wir die Autos. Das Highlight war ein alter Marokkaner in traditioneller Kleidung mit portugiesischem Kennzeichen, dessen uralter Pickup nicht anspringen wollte. So ist er die Rampe runter vom Schiff angeschoben worden, um den Motor zu starten. Mit einer großen schwarzen Rauchwolke lief die Kiste dann auch. An der Zollabwicklung ist er – glauben wir – nicht mehr angekommen.
Hier begann unser Abenteuer: alle Autos, die nicht in Marokko registriert sind, mussten durch einen Röntgenscanner. So auch wir. Und das ist wirklich aufregend, da man ja gar nicht weiß, was die eigentlich suchen. Unterm Strich war es harmlos, denn trotz strenger Miene war Höflichkeit und der Blick in die Augen das Wichtigste, um Vertrauen zu schaffen. So wurde unser Nein auf die Frage nach verbotenen Gegenständen – wie z.B. Drohnen und Feuerwaffen – sofort akzeptiert. Uns begleitete aber auch das Gefühl, dass wir als deutsche Staatsbürger einen gewissen Vertrauensvorschuss genießen.
Nachdem wir den Zollhof ohne Blessuren verlassen haben, mussten wir erst einmal herzlich laut lachen. Das „Tor zu Afrika“ hat sich für uns geöffnet und wir sind auf dem schwarzen Kontinent gelandet. Unser erste Ziel ist die Stadt Tétouan direkt am Meer. Unser Campingplatz ist einfach, aber bewacht und nur 100m von Meer entfernt. Es ist gefühlt die ganze Stadt an der Strandpromenade unterwegs und wir sehen in viele freundliche Gesichter.
Auf der Suche nach Essen landen wir durch Zufall in einer Marktgasse. Dort gibt es gefühlt alles. Wir suchen Gemüse, Grillkohle, Hühnchen und andere Zutaten. Allerdings stellt sich die Kombi aus Arabisch und nur bruchstückhaftem Französisch selbst für uns als leichte Hürde heraus. Durch Zufall wird ein Einheimischer junger Local mit hervorragendem Englisch auf uns aufmerksam. Er hilft uns dabei, alle Zutaten an den einzelnen Ständen zu organisieren. Genau so wurde uns die marokkanische Gastfreundschaft beschrieben. Auf dem Rückweg zum Camp beobachten wir, wie in jeder Bar die europäische Champions League im TV läuft. Die Kneipen waren randvoll als wir den Spielstand durchs Fenster verfolgen. Dabei stellt man live fest, dass Fußball die Welt miteinander verbindet.
Zurück im Camp haben wir den Grill samt Dutch Oven angeschmissen, Gemüse geschnibbelt und ein super Essen gezaubert. Dabei haben wir aber auch feststellen müssen, dass wir unseren Campingtisch in Hannover vergessen haben. Als Abenteurer haben wir improvisiert und einen praktikablen Behelfstisch aus verschiedenen Kisten gebaut.
Jetzt genießen wir den Sternenhimmel und ein Glas Wein. Morgen geht es nach Chefchaoun, der „blauen Perle“ Marokkos, laut Reiseführer.